Erfahrungen mit neobooks

Neobooks ist ein Self-Publishing-Dienstleister, der von der Verlagsgruppe Droemer-Knaur betrieben wird, Rowohlt steckt da auch irgendwie mit drin. Trotz der großen Namen ist neobooks kein Verlag! Der Autor ist selbst für alles verantwortlich, inklusive Lektorat und Marketing.

 

Der Service von neobooks funktioniert im Prinzip folgendermaßen:

Der Autor lädt sein Manuskript sowie alle nötigen Infos hoch und muss sich von diesem Zeitpunkt an um nichts mehr kümmern. Neobooks besorgt eine ISBN, liefert das Werk an alle wichtigen Online-Händler aus usw. Der Autor hat am Ende nichts anderes mehr zu tun, als die Hand aufzuhalten und Geld einzusacken.

 

Ob das in der Praxis tatsächlich so funktioniert, erfahrt ihr exklusiv in diesem Erfahrungsbericht!

 

Achtung, bitte lesen!

Dieser Erfahrungsbericht ist nicht ganz aktuell. Neobooks hat mittlerweile einen Relaunch hinter sich, bei dem Vieles geändert und erneuert wurde. Ob die Plattform dadurch besser oder schlechter geworden ist, kann ich (noch) nicht beurteilen. Sobald ich genug Erfahrungen gesammelt habe, werde ich den Artikel aktualisieren. Bis dahin bitte alles unter Vorbehalt lesen - es kann gut sein, dass Teile meiner Aussagen nicht mehr zutreffen.

Das Werk hochladen

Eines muss man neobooks lassen: Die Website ist klasse.

Wer ein neues Werk hochladen möchte, wird Schritt für Schritt durch den Prozess geführt. Titel, Infos über den Autor, Inhaltsangabe usw. werden schön der Reihe nach abgefragt, sodass man eigentlich nichts falsch machen kann.

Sogar für "schwierige" Angelegenheiten wie das Impressum (das bei anderen Anbietern oft selbst ins Dokument eingepflegt werden muss) bietet neobooks ein Extra-Feld.

Besonders schön: Während des Prozesses schwebt die ganze Zeit eine Hilfe-Box herum, bei der man ausführlich nachlesen kann, was man an der aktuellen Stelle genau eintragen muss. Alles wird gut erklärt und der gesamte Vorgang ist im Prinzip idiotensicher aufgebaut. So sollten es auch unerfahrene Computernutzer/Self-Publisher problemlos schaffen, ihre Werke einzustellen.

 

Der Preis kann direkt festgelegt werden (Hier sind keine Steueraufschläge o.Ä. zu berücksichtigen), wobei der Honorarkalkulator (Hier unter Punkt 46a) verrät, wie viel am Ende für den Autor übrigbleibt. Es gibt sogar Sperenzchen wie Vorbesteller- und Gratisaktionen.

 

Das Cover kann man entweder unkompliziert als Bilddatei hochladen oder sich mit Hilfe eines Covereditors aus Bildern und Texten zusammenfriemeln.

 

Das Manuskript selbst wird als Word-Datei hochgeladen oder direkt im (sehr rudimentären) integrierten Editor auf der neobooks-Seite geschrieben. Das Hochladen einer Word-Datei ist vermutlich die weitaus populärere Option.

Bei der Word-Datei sind ein paar Formatierungsrichtlinien zu beachten (ebenfalls in der Info-Box erklärt), aber das ist innerhalb einer Minute gemacht. Sobald die Datei hochgeladen wurde, wird sie automatisch in ein eBook-Format (epub) umgewandelt.

 

Während andere Dienstleister ihr Geld mit kostenpflichtigen Zusatzoptionen verdienen und deshalb an jeder erdenklichen Stelle darauf verweisen, gibt es bei neobooks nichts dergleichen. Alles ist komplett kostenlos und ohne nervige Eigenwerbung.

Veröffentlichung

Nachdem der Upload des Werkes erledigt ist, muss man noch eine Weile warten. Zuerst wird das Werk von neobooks geprüft. Dabei werden nicht nur unangemessene Werke (rassistischer Inhalt, katastrophale Rechtschreibung, usw) aussortiert, sondern es gibt auch eine formale Prüfung.

Das neobooks Team guckt nach, ob man irgendwo Leerseiten im Manuskript habt, ob die Überschriften richtig funktionieren, ob alle Angaben vollständig und stimmig sind usw. Falls es noch ein Problem gibt, kriegt man eine Nachricht, woran es genau hapert. Dann kann man die Probleme beseitigen und das Werk erneut veröffentlichen.

Bei Amazon KDP habe ich immer daran gezweifelt, dass tatsächlich jemand die Werke überprüft - neobooks tut dies aber sehr gewissenhaft und konstruktiv. Ein weiterer Pluspunkt!

 

Nachdem das erledigt ist (dauert 2-3 Tage) wird das Werk an die Händler ausgeliefert. In der Liste der belieferten Händler sind alle wichtigen und unwichtigen Shops dabei, sodass der gesamte Markt abgedeckt wird. Die Händler prüfen das Werk auch nochmal und nehmen es dann in ihr Angebot auf. Der ganze Prozess hat bei mir circa eine Woche gedauert, das schwankt immer ein wenig.

Probleme

Das klang bis jetzt ziemlich gut, was? Nun, perfekt läuft bei neobooks lange nicht alles. Gerade da sie mit "Verlags Know-How" werben, funktionieren einige Dinge erbärmlich schlecht. Hier mal eine Liste. (Ich versuche, sie aktuell zu halten. Wenn Probleme beseitigt werden, streiche ich sie hier raus)

 

  • *.doc-Upload: Ein Word-Dokument hochzuladen und sich um nichts weiter kümmern zu müssen, ist prinzipiell gut. Leider verliert man dadurch die Kontrolle über die Gestaltung des eBooks. Formatierung ist da zwar immer so eine Sache (Der eBook-Reader bzw. der Leser sollen sich das Buch ja selber formatieren), aber auf einige Sachen wünsche ich mir doch einen größeren Einfluss. So ist es beispielsweise nicht möglich, manuell Seitenumbrüche zu erzwingen. An der Möglichkeit, eine fertige *.epub-Datei hochzuladen, wird aber momentan gearbeitet.
  • Fixe Textgestaltung: Mit modernen eBook-Readern kann man sehr genau einstellen, wie das Buch, das man liest, formatiert sein soll. Zeilenabstand, Schriftsatz, Einzüge... All das ist variabel. Sollte es zumindest sein. Denn neobooks vergeigt anscheinend die Erstellung des ebooks so, dass beispielsweise nachträglich kein Blocksatz eingestellt werden kann. Egal, was man am Reader drückt, der Text bleibt im Flattersatz.
  • Seitenzahl: Neobooks schätzt anhand des hochgeladenen Manuskripts eine Seitenzahl ab, die auch an die Händler ausgeliefert wird. Leider ist diese Berechnung völlig abstrus. Ein Beispiel: Mein Werk mit 260 Normseiten und 57.000 Wörtern wird auf 143 Seiten geschätzt. Das entspricht ca 400 Wörtern pro Seite - normalerweise findet man bei gedruckten Büchern in gängigen Formaten 240-300. Es müssten also wesentlich mehr Seiten sein. So erhält der potentielle Käufer einen falschen Eindruck davon, wie umfangreich das Buch ist.
  • PDF-Generierung: Im eigenen Shop verkauft neobooks das eigene Werk auch als PDF-Datei. Diese ist automatisch generiert und zwar so schlecht, dass man sie eigentlich nicht verkaufen möchte. Besonders schlimm: Nach jedem Absatz gibt es einen gewaltigen Abstand (mehr als eine Zeile), sodass der Text total zerrissen wird.
  • Kategorien: Wenn man sein Werk hochläd, kreuzt man an, in welcher Kategorie es angezeigt werden soll. Ob Krimi, Thriller, Erotik - am Ende soll das Werk von den Kunden gefunden werden, und dazu sollte es in der richtigen Kategorie landen. Tut es aber nicht, zumindest nicht überall. Es passiert bei mehreren Händlern, dass alle von neobooks kommenden Werke bei "Fremdsprachige Bücher" eingeordnet werden. Da sucht mit Sicherheit niemand.
  • Absätze in Inhaltsangabe: Bei der Eingabe des Beschreibungstextes kann man bei neobooks Absätze einfügen. Diese werden in vielen Shops (inklusive neobooks selbst) nicht angezeigt, der Text wird nur automatisch umgebrochen. Gerade wenn man im Infotext zusätzliche Infos wie Genre, Seitenzahl, Lesermeinungen usw. drin hat, wirkt das total bescheuert und unprofessionell, wenn diese (auch mit der eigentlichen Inhaltsangabe) in einer Zeile stehen.
  • Abrechnung und Verkaufszahlen: Angeblich werden die Verkaufszahlen alle paar Stunden aktualisiert. Nach meinen Erfahrungen ist es aber eher täglich. Zudem handelt es sich dabei um vorläufige Verkaufszahlen, die aus verschiedenen Gründen sehr stark von den Tatsächlichen abweichen können.
    Jeden Monat gibt es eine richtige Abrechnung, in der die korrekten Zahlen stehen. Nach diesen monatlichen Abrechnungen wird auch ausgezahlt. Blöderweise weiß man nie so genau, auf welchen Verkaufszeitraum sich die Abrechnungen beziehen. Von manchen Shops sind die Zahlen aus dem Vormonat, von manchen aber auch aus dem aktuellen Monat usw. Wer nicht nur wissen möchte, wie viele Bücher verkauft wurden, sondern wann wie viele Bücher verkauft wurden, hat es bei neobooks schwer.
    Zudem sind die Abrechnungen grässlich formatiert. Sie tragen Namen wie "8awduhasdh7772gxxxx" und erscheinen nur als PDF-Dateien. Bei KDP beispielsweise gibt es die Abrechnungen als Excel-Dateien und sie sind ordentlich benannt, z.B. "kdp-report-6-2014". Innerhalb der PDF-Dateien sind dann alle Bücher durcheinander nach Shop und Titel aufgelistet. So habe ich z.B. mit meinen zwei Büchern zweiseitige Abrechnungen. Wenn ich wissen will, wie viel Exemplare ich wovon verkauft habe, und wie viel Geld dabei raus kam, muss ich die Abrechnung mit dem Taschenrechner in der Hand durchgehen und alles zusammenzählen. Und evtl. in eine übersichtliche Excel-Tabelle neu eintragen. Das ist absolut unpraktisch. Die "tagesaktuellen" Verkaufszahlen werden auch nicht etwa monatlich anhand der richtigen Abrechnungen aktualisiert bzw korrigiert. D.h: Je länger man bei neobooks dabei ist, desto falscher und damit nutzloser werden die Zahlen, die auf der Startseite angezeigt werden.

 

Wettbewerb

Es gibt bei neobooks die Möglichkeit, an einem Wettbewerb teilzunehmen. Die besten Bücher in einem Ranking werden dann von Verlagslektoren begutachtet und man erhält möglicherweise einen echten Verlagsvertrag. Eine tolle Chance!


Wie genau und wie gut das Ganze funktioniert, kann ich allerdings nicht sagen. Ich habe mich mit dem Thema nicht beschäftigt, wollte es aber trotzdem nicht unerwähnt lassen. Wer sich dafür interessiert, muss leider selbst nachlesen.

Fazit

Neobooks ist eine sehr einfache und komfortable Möglichkeit, sein Werk als eBook zu verkaufen.

Leider leistet sich neobooks gerade in den wichtigsten Bereichen einige schwerwiegende Patzer, die den Eindruck des "Rundum-Sorglos-Pakets" zunichte machen.

 

Im Vergleich zu auf einzelne Shops begrenzte Dienstleister wie Amazon KDP oder das Apple-Ding ziehe ich neobooks trotzdem vor und hoffe, dass sich alles zum Besseren entwickelt. Ich rate allen anderen aber: Informiert euch gut, andere Anbieter gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Da ist sicher etwas besseres als neobooks dabei.

 

Wie immer freue ich mich über Anregungen, Kommentare und Beleidigungen!